Welche wirtschaftlichen Auswirkungen seht ihr? Massenweise Arbeitslose durch Insolvenzen? Viel neues Geld drucken? Entwertung der Währungen? Oder nur ein kurzer Knick, da sich das Fundamentale an der Wirtschaft und den Firmen eigentlich nicht geändert hat?
Um ganz ehrlich zu sein?
Einen fundamentalen Wandel.
Die Krise wird uns mindestens ein, eher zwei Jahre begleiten.
In dieser Zeit wird der globale Markt (gewissen) Einschränkungen unterliegen.
Bereits heute werden Maßnahmen ergriffen, um das Finanzmarktkarussel zu stoppen, wie bspw. das Verbot von Leerverkäufen etc.
Geld wird "gedruckt", d.h. die Verschuldung der Staaten wird nominell rasant zunehmen.
Massenarbeitlosigkeit wird es geben, wenn auch in merkwürdiger Form wie Kurzarbeit etc.
Zugleich wird das Vertrauen in die Wirtschaft schwinden, während die Menschen beginnen, zu begreifen, dass es der Staat ist, der letzten Endes die Institution darstellt, der als einziger in der Lage ist, der Situation Herr zu werden, soweit das möglich ist.
Zwangsmaßnahmen, die bisher als unvorstellbar galten, werden zur Normalität auf Monate, oder gar Jahre hinaus.
Die Bevölkerung wird auch begreifen, dass egoistisches Verhalten allen schadet.
In Italien ist heute schon zu beobachten, dass diejenigen, die sich nicht an Quarantäne-Maßnahmen halten, vom Rest der Bevölkerung angefeindet werden.
In der Folge erwarte ich, dass wir einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel erfahren werden, der die Grundlagen des bisherigen egoistischen Finanzmarkt-Kapitalismus erschüttert.
Die Corona-Krise wird im Nachgang als Zäsur bewertet werden, die in ihrem Ausmaß und ihrer Bedeutung gleichzusetzen ist mindestens mit dem Fall der Mauer.
Den Fall der Mauer hat man auch als den "Sieg des Kapitalismus" bezeichnet.
Corona wird man IMHO als das "Ende des Kapitalismus" bezeichnen.
Was danach kommt, ist ein postkapitalistisches Zeitalter, dessen genaue Ausgestaltung man bisher nicht absehen kann.
Mein erster Gedanke dazu war eigentlich:
Nein, weder die Akteure des Finanzmarkt-Kapitalismus noch die anderen Marktteilnehmer werden sich freiwillig die Butter vom Brot nehmen lassen.
Wie bei allen Krisen zuvor wird das Boot auch diesmal wieder auf Kurs gebracht, die ersten Statemens der Regierungen und Institutionen gingen auch in Richtung Banken und Wirtschaft... wir stützen euch.
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Jetzt habe ich mir deine Aussage nochmal durch den Kopf gehen lassen und frage mich, ob da nicht doch was dran sein könnte.
Momentan ist es ja so, daß offensichtlich alle Bereiche früher oder später Hilfen benötigen werden.
Aber ist das überhaupt möglich? Können Staaten tatsächlich alles abfedern?
Und was ist mit der nächsten Krise? Was wenn in 3 Jahren wieder ein unbekanntes Virus die Runde macht?
Wie viele solcher Krisen kann man tatsächlich stemmen?
Früher hatten Unternehmen mal Kriegskassen für Übernahmen oder die Abwehr einer solchen. Sie hatten auch Eigenkapital, Immos, Geld auf der Seite.
Jetzt stehen Fluggesellschaften schon nach einer Woche vor der Pleite, andere werden verstaatlicht. Man hat das Gefühl, alle Bereiche laufen irgendwie auf des Messers Schneide, bei einer Voraussage von 2 Jahren für eine Pandemie verlieren sie schon nach 2 Wochen die Hälfte ihrer Werte an den Börsen.
Braucht es nicht wieder mehr Rücklagen? Zumindest für kleinere Krisen?
Und ist das bei den Markt- und Preismodellen überhaupt möglich? Beim kleinen Frisör, der gegen die Ketten bestehen will, mit den hohen Gewerbemieten kann ich es mir fast nicht vorstellen.
Auch nicht bei den Billigfliegern. Und auch nicht bei vielen anderen Händlern, die alle scheinbar irgendwie am Limit malochen.
Gestern kam die Nachricht, daß auf Grund der Regenfälle der letzten Wochen und Monate die Dürre in NRW vorbei sei.
Da schoß mir gleich wieder ein neues Horrorszenario durch den Kopf: was wenn der kommende Sommer nochmal heißer wird und länger dauert als 2018 und 2019. Bricht dann nach den Hitzesommern und Corona die Agrarindustrie hierzulande zusammen? Oder kann man das alles auch bzw. immer noch abfedern/vollsubventionieren?
Muß es nicht vielleicht doch oder sogar eine Zäsur geben?