Der Trend ist entscheidend, und der zeigt im Moment eine Verdoppelung alle drei bis vier Tage.
Waren das nicht 2,6 Tage? Italienischer Wert.
Dann hat die Ausbreitungsgeschwindigkeit bereits abgenommen.
Alle Zahlen sind im Moment mit Vorsicht zu genießen.
Ich selbst komme mit den mir bekannten Fallzahlen in Deutschland auf drei bis vier Tage.
Ich gehe davon aus, dass sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit natürlich bereits verlangsamt hat, schließlich begeben sich immer mehr Verdachtsfälle auch freiwillig in Quarantäne, man hält Abstand etc.
Es wird jetzt darauf ankommen, auf welchen Wert man die, sagen wir "Halbwertszeit", also den Zeitraum in dem sich die Fallzahl verdoppelt, drücken kann.
Und es wird darauf ankommen, wie schnell man die Halbwertszeit reduzieren kann.
Täte man gar nichts, bliebe es beim anfänglichen Wert.
Wir haben mit Sicherheit heute schon einen niedrigeren Wert.
Leider lässt sich erst nach etwas mehr als einer Woche sagen, wo die Halbwertszeit lag.
Das ergibt sich einfach daraus, dass nur getestet wird, wer auch einen Test macht, und das sind zwangsläufig im Moment nur diejenigen, die tatsächlich erste Symptome zeigen, oder die sehr konkret einem Expositionsrisiko ausgesetzt waren.
Symptome zeigt man aber erst nach Tagen A, bis man dann einen Test bekommt, vergehen noch einmal Stunden oder gar Tage B, bis man das Ergebnis erhält, noch einmal Stunden oder Tage C und bis das Testergebnis in die Statistik kommt vergehen noch einmal Stunden oder Tage D.
Wenn A im Durchschnitt bei 3 Tagen läge,
B im Durchschnitt bei 1 Tag läge,
C im Durchschnitt bei 1 Tag läge,
D im Durchschnitt bei 1 Tag läge,
hätte man also einen Verzug in der Statistik von 6 Tagen.
Tatsächlich liegen alle vier Werte im Durchschnitt wahrscheinlich (mehr oder weniger deutlich) höher.
Was wir heute sehen, ist also in Wahrheit der Verlauf der Epidemie vor über einer Woche.Es ist möglich, und auch wahrscheinlich, dass sich zumindest mit den Maßnahmen der vergangenen und dieser Woche bereits eine Verlängerung der Halbwertszeit ergeben hat.
Ich hoffe also, dass wir bereits bei einer Woche oder mit Glück auch bei mehr liegen.
Insgesamt muss das erste Ziel bei einem Wert für die Halbwertszeit liegen, der in etwa so lang ist wie die Infektion selbst.
Wenn ich mich mit Corona anstecke, und ca. 2 Wochen ansteckend bin, und die Halbwertszeit bei 2 Wochen liegt, bin ich wieder gesund, bis eine erneute Verdoppelung der Fälle eingetreten ist.
Damit wäre die Ausbreitung nicht gestoppt, aber die Fallzahl wäre stabilisiert.
Wir haben dann in einem Zwei-Wochen-Zeitraum z.B. 20.000 Fälle, und im nächsten Zwei-Wochen-Zeitraum wieder genau 20.000 Fälle.
Damit können unsere Krankenhäuser sicherlich gut klarkommen.
Stabilisiert sich das bei 100.000 Fällen, ist auch das sicherlich verkraftbar.
Stabilisiert es sich erst bei 1 Mio. Fällen, wird es eng.
Stabilisiert es sich noch später, heißt das wahrscheinlich Game Over.
1 Mio. Infizierte wären wohl ca. 100.000 Patienten in den Krankenhäusern, davon vielleicht 25.000 auf der Intensivstation.
Aber das sind jetzt Zahlen, die mehr geraten sind, als durch Fakten untermauert, hier geht es nur noch um Größenordnungen, nicht mehr um Genauigkeit.
Wann sind wir bei 1 Mio. Fällen?
Wir haben Stand heute, 19.03. ganz grob über den Daumen gepeilt 10.000 Fälle.
Noch verdoppelt sich das alle vier Tage.
19.03. 10.000
23.03. 20.000
27.03. 40.000
30.03. 80.000
31.03. 70.00003.04. 140.000
04.04. 120.00007.04. 240.000
08.04. 200.00010.04. 400.000
11.04. 320.00014.04. 640.000
15.04. 500.00018.04. 1.000.000
19.04. 760.00022.04. 1.520.000
23.04. 1.020.000Kursiv habe ich hier angenommen, dass jeweils die Fälle, die vor zwei Wochen infiziert wurden, wieder herausfallen.
Das ist mal eine etwas genauere Abschätzung unter Berücksichtigung von Erholungen.
Klartext: wenn die Halbwertszeit bei vier Tagen bleibt, erreichen wir in einem Monat eine Million Fälle.
Danach geht es rasant weiter, von 10.000 auf 1.000.000 in einem Monat ist eine Verhundertfachung.
Es dauert also rein rechnerisch nur einen Monat länger, bis wir bei 100 Millionen sind, also mehr als die Gesamtbevölkerung.
Zugleich wird sich die Ausbreitung selbst bremsen, wenn mehr Menschen infiziert sind.
Sind bereits 10% aller Menschen Infiziert, ist auch die Wahrscheinlichkeit, einen Gesunden zu infizieren, um 10% reduziert.
Das sind Effekte, die gegen Ende zu einem Abflachen der Kurve führen.
Diese Effekte spielen in der Anfangsphase der Ausbreitung aber so gut wie keine Rolle.
Wir haben also im Ergebnis weniger als einen Monat Zeit, um dafür zu sorgen, dass die Halbwertszeit sich auf mindestens zwei Wochen ausdehnt.
Durch die statistische Verzögerung von mindestens einer Woche schrumpft dieser Zeitraum auf unter drei Wochen.
Damit erreichen wir aber zunächst nur die Stabilisierung.
Wie es hier im Thread schon jemand geschrieben hat: Exponentielles Wachstum is a bitch.
Oder, um ein Bonmot aus dem Wall Observer zu zitieren: the next 3 weeks are critical.