...
Unsolidarisch. Was für ein (mittlerweile) abgedroschenes Wort.
Das liegt allerdings erstens daran, daß viele Leute die eigentliche Bedeutung von Begriffen wie eben Solidarität nicht mehr verstehen oder verstehen wollen.
Diese Leute glauben, sie können auf Basis ihrer Meinungsblase verallgemeinern und kommen zu dem Schluß, daß sie definieren können, wann wer zu "ihrer" Idealgemeinschaft gehört und wie er sich zu verhalten hat.
Aber man sieht es ja - sie irren sich gewaltig. Ich wage mal die Behauptung, daß sich die meisten, die allermeisten Leute nicht "solidarisch" im Geiste sondern aus persönlichen, egoistischen Gründen impfen lassen.
Und das wäre dann genau das Gegenteil von Solidarität. Das wäre der Normalzustand des Denkens, der sich seit 30 - 50 Jahren in den westl. Industrienationen und den Aufsteigern in diese erste Liga breit macht.
Das Problem bei dieser Darlegung... ~snip~
Mal wieder hast du den Kern meiner Aussage nicht verstanden.
Ich versuche es mal anders und zitiere den Soziologen und Philosophen Alfred Vierkandt:
„Solidarität ist die Gesinnung einer Gemeinschaft mit starker innerer Verbundenheit“Also frage ich dich: welche Gesinnung, welche innere Verbundenheit besteht in welcher Gemeinschaft, die dein Einfordern von Solidarität
allen anderen gegenüber rechfertigt?
Wenn - gerade während der Pandemie - Intensivbetten fehlen, nicht weil diese nicht an ihrem Ort stehen würden sondern weil Pflegekräfte massenweise kündigen, wo ist da die Solidarität dieser Gemeinschaft?
Es ist offenbar
gesellschaftlicher Konsens, daß Pflegekräfte prekäre Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse aushalten müssen. Wäre dem nicht so, gäbe es die Diskussion nicht seit 15-20 Jahren. Wäre dem nicht so, hätte die angeblich solidarisch handelnde "Gemeinschaft" längst dafür gesorgt und den Grundstein gelegt, daß Pflegekräfte eben nicht kündigen, umschulen, Hausmeisterjobs annehmen würden. Hat sie aber nicht. Sie hat sich mit Klatschen und Gesang vom Balkon aus der Affäre gezogen. Warum demonstrieren 100.000 für's Klima, nicht aber für die Pfleger? Wenn es also angeblich im Interesse der Gemeinschaft ist, wo ist hier zumindest die Interessens-Solidarität? Ich sehe da nicht viel. Ich sehe viele Egoisten, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne, die gelegentlich auch mal den Zeigefinger erheben und temporär den Solidargedanke für sich vereinnahmen. Aber mehr ist da nicht...
Da kommt mir gleich ein weitere Gedanke. Gibt es diese Gemeinschaft überhaupt? Offenbar fühlen sich nicht mehr alle Leute dazugehörig, offenbar fühlen sich einige ausgegrenzt.
Wenn das so ist, warum sollten sie dann selbst Solidarität schulden und wem?
Nächster Gedanke: Kann man Solidarität erzwingen? Nein, kann man nicht.
Wenn man sich so verhält, daß man niemanden schadet, niemanden in Gefahr bringt, hat das noch lange nichts mit Solidarität zu tun.
Das kann auch Egoismus sein. Bsw. das Eigeninteresse, daß mein Laden aufbleibt und man Geld verdienen kann.
Leider, und das wird auch hier wieder deutlich, ist in der deutschsprachigen Community "Egoismus" weitestgehend negativ besetzt. Man erhebt sich moralisch und will seine Vorwürfe untermauern. Dabei ist man selbst tagtäglich in seinem Tun damit konfrontiert, bestimmte Dinge abzuwägen, auf deren Nutzen zu prüfen et cetera.
...Dingen, die für die Betrachtung des Problems elementar sind. Und das ist eben das dauerhaft präsente, unsolidarische Verhalten in verschiedenen Formen seitens der Impfgegner.
Ich bitte dich. Ein Impfgegner lehnt eine Impfung ab und steht damit den Impfbefürwortern gegenüber.
Das Kaninchen wird sich auch nicht aus Solidarität den hungernden Uhu-Küken als Futter anbieten.
Aber inhaltlich ist diese Aussage auch nicht haltbar.
Eine Studie der BZgA ergab, dass der Anteil von Hardcore-Impfgegnern konstant bei 2% liegt.
Weitere 2% lehnen einen Impfung "eher" ab.
Außerdem ergab die Studie, daß Ostdeutsche eine Impfung häufiger befürworten als Westdeutsche.
Das sind erstmal die Fakten! Und deshalb sind 4% Impfgegner kein elementares Problem, 4% sind noch nichtmal relevant.
Nun sieht die Situation bei Corona vollkommen anders aus, sowohl geografisch als auch prozentual.
Hier ergab die Befragung sowie auch andere Studien, daß die Ablehnung einer Corona-Schutzimpfung in den allermeisten Fällen nichts mit einer generellen Impfgegnerschaft zu tun hat sondern in ganz anderen Ursachen zu suchen sind. Etwa die Hälfte der Befragten gaben an, daß sie sich bedrängt fühlen. Weitere 18% der Leute gaben an, da sie mit ihrer Nichtimpfung eine Unzufriedenheit mit der Regierung zum Ausdruck bringen wollen. Eine Umfrage des Bundesgesundheitsministeriums von Oktober 21 unter Ungeimpften ergab wiederum, daß 3/4 der Befragten schlicht Angst haben, weil sie die Impfstoffe für zu wenig erprobt halten. Und die meisten Befragten gaben auch an, daß ihre Entscheidung nicht im Zusammenhang mit irgendwelchen Querdenkern oder sonstigen Gruppen steht bzw. davon unbeeinflußt ist.
Also auch bei Corona gilt: die Hardcore-Impfgegner sind nicht das Problem.
Das wirklich elementare Problem besteht also darin, den meisten Nichtgeimpften ihre Ängste zu nehmen, sie vom Nutzen unter Abwägung der Risiken zu überzeugen, sie aufzuklären.
Das macht man aber nicht durch Verbalattacken wie
Tyrannei und auch nicht, indem man sie als Sektierer, Schwurbler oder als Übeltäter verunglimpft. Kann man machen, wenn man diese Leute abgeschrieben hat. Bringt aber nichts, bewirkt wahrscheinlich das Gegenteil.
Wenn jemand sich zu unsinnigen Demos trifft, für die es noch nicht einmal einen Grund gibt, obwohl damit Infektionen in Kauf genommen werden, dann ist das unsolidarischer Egoismus.
Wenn Leute demonstrieren, haben sie schon einen Grund. Ansonsten würden sie das nicht tun. Ob du das verstehst oder nicht, ist für das Demonstrationsrecht nicht relevant.
Ebenfalls nicht relevant ist, ob die Leute eine völlig andere Meinung als du vertreten. Sie haben schlichtweg die gleichen Rechte wie alle Staatsbürger, solange sie sich im gesetzlichen Rahmen bewegen.
Für Straftaten und Gesetzesüberschreitungen ist dann der Rechtsstaat zuständig.
Da fällt mir ein:
Wenn sich "Klimaaktivisten" zu "sinnigen" Demos treffen, für die es einen Grund gibt, obwohl damit Infektionen in Kauf genommen werden, dann ist das wohl pure Solidarität?
Sind Corona-Maßnahmen bzw. deren Einhaltung also nun auch noch "meinungsabhängig"?
Oder um kurz auf deine oben angestellte Vermutung zurückzukommen:
Diese führt zu einem folgenschweren Trugschluss, in welchem Geschädigte und Täter vertauscht werden.
Oder es zumindest so schwurblig formuliert wurde, das dieser Eindruck suggeriert wird.
Was denn nun? Darlegung^^ oder Vermutung?
Zu dem von dir suggerierten Trugschluß kann man eigentlich nur gelangen, wenn man das Geschriebene nicht versteht.
Aber da bist du ja in der Minderheit. Und deshalb nehme ich dir auch nicht übel, daß du meine Texte als
"schwurbelig formulierst" abtust.
Obwohl das je eigentlich eine ziemliche Anmaßung deinerseits ist. Der Bild Leser beschwert sich doch auch nicht bei der Zeit Redaktion über eine
schwurbelig formulierte Rezension im Literaturteil.
Hier bin ich mal unsolidarisch mit dir und behalte meinen Stil bei.
Wenn diese Diskussion bezüglich Solidarität so weiter geht, werden wir in einigen Jahren noch größere Sorgen haben. Das wird dann in Richtung Social Credit System wie in China gehen. Denunziantentum pur.
Und das ist ja hier auch schon argumentativ an der Tagesordnung.
Eine angebliche Minderheit, dargestellt als homogene Gruppe, wird als Grund genommen für Maßnahmen, die angeblich im Sinne der Mehrheitsgesellschaft sind. Der Zweck heiligt die Mittel.
Somit lässt sich fast alles begründen... die totale Überwachung beispielsweise. Hier sind dann nicht mehr die Überwacher die Schuldigen sondern ein par Terroristen, ein par Geldwäscher, ein par Pädokriminelle.
Sprich: nicht die NSA ist für ihre Schnüffelaktionen zu kritisieren sondern Mohammed Atta, weil der unterm Radar flugschülerte...? Echt jetzt?! Was für eine abenteuerliche Argumentation.
Abenteuerlich ist höchstens die Argumentation, die Übeltäter irgendwie zu entlasten, obwohl diese das eigentliche Problem erst schaffen.
Ich habe in keinster Weise argumentiert, daß Übeltäter entlastet werden sollen. Auch nicht
irgenwie und
irgendwas.
Und welche Übeltäter? Ich schrieb doch ausdrücklich:
eine angebliche Minderheit.
Und ich habe weiterhin argumentiert, daß der Zweck eben nicht zwangsläufig die Mittel heiligt.
Ich habe argumentiert, daß bsw. ein Terrorist eben nicht,
nein nie, die Komplettüberwachung der Bevölkerung in einem freiheitlichen, liberalen und demokratischen Rechtsstaat rechtfertigt.
Deshalb ist der Terrorist aber nicht entlastet, er ist für seinen Tat selbstverständlich zur Verantwortung zu ziehen, aber eben nicht für die Massenüberwachung in Haft zu nehmen.
Nochmal zum mitschreiben: Bei einem Terrorakt ist der Täter das Problem. Bei einer Massenüberwachung sind die Überwacher das Problem. Dazwischen gibt es keine banalen Ausreden.
Und ich habe argumentiert, daß einige hier leichtfertig die gleichen Narrative benutzen wie die Beführworter solche Maßnahmen, ohne daß sie selbst vielleicht daran Interesse haben. Aber sie blasen trotzdem in die gleiche Posaune. Und je mehr Posaunen anstimmen, desto größer wird der Schräge Chor.
Garantiert hieß diese Straße bereits "An der Goldgrube" bevor Biontech überhaupt gegründet wurde...
Straßennamen benennen sich in der Regel
nicht nach Firmen, die sich daran ansiedeln, so auch in diesem Fall...
In der Regel gibt es aber eben immer Ausnahmen von der Regel.
So sitzt die ERGO Versicherung am ERGO-Platz wie auch die ARAG am Arag Platz, die DE-Vertretung meines Lieblingsbohrmaschinenherstellers an der Hiltistraße, Meggle hat die Megglestraße usw.
Aber in dem Falle gab es die Goldgrube schon eher. Da hast du mal richtig getippt.