5. Nachdem klar wurde, dass die komplexeren, sicherlich langfristig zukunftssichereren Lösungen mit automatischer Anpassung oder Sidechains nicht in absehbarer Zeit ausgereift wären, hat der Chief Designer des Referenz-Clients Bitcoin-Core, Gavin, den Vorstoß unternommen, eine ad hoc Lösung mit harter Erhöhung der Blocksize vorzunehmen, wie dies von Satoshi selbst zuletzt als "Hotfix" vorgesehen war.
Eine kontinuierliche Erhöhung bis auf 8GB über einen Zeitraum von 21 Jahren hatte Satoshi wohl kaum im Sinn. Eher eine fixe Erhöhung der Blocksize, so wie sie Jeff Garzik und andere vorgeschlagen haben. Wie Du vorher beschrieben hast, war man ja auf dem Weg dorthin. Aber dann plötzlich die Kriegserklärung. Ich frage mich: Warum?
Genau der Vorschlag der einmaligen fixen Erhöhung der Blocksize wurde doch von Jeff abgelehnt (bzw. mit "BIP 102" fast ein bisschen verhöhnt). BIP 100 sieht ganz klar vor, dass es zwei forks gibt, einmal heute und einmal bei 32MB. Gavin wollte zumindest nach meinem Verständnis vor allem verhindern, dass mit der heutigen Anpassung in jedem Fall ein zweiter fork in wenigen Jahren ansteht.
Eins ist klar, die jetzige Situation ist unbefriedigend, und das liegt eben nicht an einer Person allein, sondern einzig und allein daran, dass es keinen brauchbaren Vorschlag gegeben hat, der konsensfähig gewesen wäre.
Und Worte wie "Kriegserklärung" sind hier mehr als unangebracht. Wenn überhaupt, so hat Pieter eine solche verfasst, aber selbst das würde ich verneinen. Entwickler haben das Recht, ihre eigene Meinung zu haben, diese zu vertreten und ggf. die Konsequenzen zu ziehen, wenn sie diese Meinung nicht ausreichend gewürdigt sehen.
6. Gavin ist damit lediglich seiner Aufgabe gerecht geworden, als Chief Designer eine gewisse Richtung in der Entwicklung vorzugeben, gerade in Situationen, in denen eben keine Einigkeit über die weitere Entwicklung herrscht.
Indem er ein unausgegorenes Dokument an den üblichen Abstimmungsprozessen vorbei zum Standard erhebt?
Das ist genau die Art dogmatischer "Argumentation", die die Diskussion hier vergiftet. Weil jemandem etwas nicht gefällt, wird es als "unausgegoren" bezeichnet und eine weitere Diskussion darüber nicht mehr zugelassen. Zum Standard erhoben wird hier gar nichts, dazu hätte er die entsprechenden Changes in Bitcoin-Core durchsetzen müssen.
7. Der Widerstand bestimmter anderer Corer-Developer hat aufgezeigt, dass Gavin nicht in der Lage sein würde, seine Aufgaben als Chief Developer in dem Maße auszufüllen, wie das für die weitere vernünftige Entwicklung von Bitcoin-Core notwendig wäre.
D.h. dafür zu sorgen, dass gelernte Informatiker plötzlich ihren Beruf verlernen? Glaubst Du die anderen Core-Entwickler sind nicht mitgezogen, weil sie Bitcoin boykottieren wollen? Glaubst Du namhafte Leute wie Adam Back haben interveniert, weil sie die Genialität von BIP 101 nicht begreifen?
Ich glaube gar nichts. Ich sehe, dass ein Konsens nicht gefunden wurde. Das hat auch teilweise gute Gründe.
Gavin sah es als notwendig an, im Falle des Dissens seiner Rolle als Chief Developer nachzukommen und eine Entscheidung zu treffen.
Das ist nicht nur sein Recht, sondern seine verdammte Pflicht in dieser Aufgabe.
Ob er dies nun besonders diplomatisch angestellt hat, sei mal dahingestellt, ich erwarte von einem Informatiker nicht die Fähigkeiten eines Politikers im Auswärtigen Amt.
Nachdem er gesehen hat, dass er seiner Aufgabe und Pflicht als Chief Developer unter den gegebenen Umständen faktisch nicht mehr gerecht werden kann, hat er die Konsequenz gezogen und sich eben gerade nicht für die Rolle des Diktators bei Bitcoin-Core entschieden sondern für einen Wettbewerb der Implementationen.
Gavin hat damit als einziger der Core-Developer das getan, was die Community von einem Entscheider im Bitcoin-Umfeld erwarten sollte: er
hat den Usern selbst die Wahl gelassen.8. Gavin hat daraufhin für sich selbst die Entscheidung getroffen,
Falsch. Er hat seine Macht missbraucht und die Entscheidung für alle getroffen.
Seine Macht missbraucht hätte er, wenn er Bitcoin-Core heimlich geändert hätte.
Ihm Machtmissbrauch vorzuwerfen, ist somit eine perfide Lüge.
Die ganze vergiftete Diskussion, die übrigens ausschließlich von den XT-Gegnern angeheizt wird, beruht auf vorgeschobenen, fundamentalistischen Dogmen, ohne nähere Begründung.
Fällt Dir bei dieser "Argumentation" selbst nichts auf?
Lediglich, dass es sich nicht um eine Argumentation, sondern eine subjektive Feststellung handelt.
Sollte dir der Unterschied nicht geläufig sein: ich wollte meiner Enttäuschung über die Art des Umgangs untereinander Ausdruck verleihen.
Ich sehe dabei die Ursache dieses Umgangs bei den fundamentalistischen XT-Gegnern.
Im Übrigen würde ich keinen der Core-Developer zu den XT-Gegnern zählen.
Interessantes Interview, kannte ich noch nicht, danke für den Link.
Leider nichts neues darin. Adam argumentiert mit der Vorsicht, die man walten lassen müsste und geht nicht darauf ein, dass XT genau diesen Ansatz verfolgt.
Das Interview gibt eine gute Übersicht über die Probleme, die BIP 101 bringen würde, wenn man diese enormen Blockgrößen wirklich erreichen und ausreizen würde. Das Ganze wird wahrscheinlich deshalb funktionieren, weil man solche Blockgrößen nie brauchen wird. Aber der schadhafte Code ist im Protokoll und wer weiß ob es nach der Aktion nochmal einen Hardfork geben wird und welches Schindluder damit in Zukunft getrieben wird.
Dieses Argument ist Unsinn. Um später ein niedrigeres Blocksize-Limit in XT zu implementieren, bräuchte es lediglich einen soft fork, wenn tatsächlich einmal Probleme in der Art auftreten, das ist ja gerade der Vorteil dieser Lösung gegenüber bspw. BIP 100. BIP 100 erzwingt einen erneuten hard fork in der Zukunft oder alternativ die Nutzung von Lightning o.ä. Das selbe gilt für "BIP 102".
Die potenzielle Notwendigkeit eines soft forks in XT als "schadhaften Code" zu bezeichnen ist ungefähr so sinnvoll, als hätte man Bitcoin vor Einführung des 1MB blocksize limits schadhaft genannt.
Ich frage mich nur wie Gavin sich das in Zukunft vorstellt. Die meisten Leute arbeiten freiwillig und unentgeltlich mit. Bei XT hat Mike Hearn das Sagen. Das wird praktisch zu einem kompletten Austausch der Entwickler führen. Unter dem "gnädigen Diktator" (Selbstbezeichnung) Mike Hearn werden die meisten Experten nicht arbeiten. Mike hatte immer eine Außenseiterrolle. Er programmiert vor allem in Java. Ich denke, die Entwicklung wird weitestgehend zum Erliegen kommen. Man ist ja nun auch fertig. Die Blocksize Erhöhung gegen Unendlich löst alle Probleme. Es gibt nichts mehr zu tun.
Das ist tatsächlich das einzig gute Argument gegen XT.
Die Mehrheit der Core Developer wird nicht an XT mitarbeiten wollen.
Sie haben dann aber natürlich die Wahl, entweder überhaupt nicht mehr mitzuarbeiten, oder frühzeitig BIP 101 auch in Core umzusetzen und weiterhin zu versuchen, die Referenz-Implementation zu liefern.
Wenn XT sich durchsetzt und die Core Developer sich BIP 101 dann verweigern, brechen sie ohnehin mit dem Konsens-Gedanken des Bitcoin-Netzwerks.