10% der Deutschen sind also garkeine Deutsche, haben vieleicht einen deutschen Ausweis...aber selbst das nur wenige dieser Menschen.
Das ist sehr dünnes Eis, auf das du dich da begibst.
Die Frage, wer Deutscher ist, ist so einfach nicht zu beantworten.
Ich selbst verstehe mich z.B. als Münchner, obschon ich weder in München geboren wurde, noch heute in München lebe.
Von meinen 43 Jahren habe ich allerdings rund 30 prägende Jahre in München und Umland gelebt, damit bin ich sicherlich "mehr" Münchner als so mancher dort geborene Teenager oder Twen.
Die Ostdeutschen sind in etwa so lange BRD-Bürger, wie ich Münchner war.
Bin ich also kein Münchner, so sind es Teenager und Twens auch nicht, und Ostdeutsche sind keine Deutschen im Sinne der BRD.
Die Frage, wer also tatsächlich Deutscher ist, ist eine Frage der Definition.
Das Ius sanguinis, nachdem Deutscher ist, wer deutsche Eltern hat, führt letztlich zu Vorfahren, die vieles waren, nur sicher keine Deutschen, sondern Franken, Goten, Kelten, Römer, Neandertaler oder was auch immer.
Ein intersubjektiver Ansatz "wer von den Deutschen als Deutscher angesehen wird", ist ein Zirkelschluss, der ebenfalls nicht zielführend ist.
Jede Definition, die festlegt, wer Deutscher ist, muss also zwangsläufig willkürlich sein.
Somit ist die Definition "Deutscher ist, wer einen deutschen Ausweis hat" ebenso gut wie jede andere.
Dann aber ergibt eine Aussage, jemand sei kein Deutscher, obgleich er einen deutschen Ausweis hat, keinen Sinn.
Vielmehr muss man wohl feststellen, dass es neben den "klassischen" deutschen Bevölkerungsgruppen wie Ossis, Wessis, Bayern, Franken, Saupreißn, Schwaben, Badensern, Sachsen, Ostfriesen etc. pp. auch neue Bevölkerungsgruppen gibt, die ihre eigene, innerdeutsche Identität begründet haben, wie z.B. Türken, Kanaken, Russen, Rumänen, Slawen, Italiener, was auch immer. Das sind nichts anderes als kulturelle Identitäten innerhalb einer Gesellschaft, ohne hierbei eine Aussage über deren Nationalität zu treffen.
Trotzdem sind seit 1991, als die DDR dazu gestossen ist, 1,5 Millionen Menschen weniger. Damals hatten wir über 82 Millionen, 2014 noch 80,5 Millionen.
Dabei ist der Ausländeranteil damals schon gestiegen, es sind also nicht Ausländer gegangen, sondern Deutsche.
Auch der Zustrom von Russlanddeutschen in dieser Zeit konnte das nicht auffangen. Auch diese empfinden wir nicht mehr als Ausländer.
Viele empfinden sie aber auch nicht ganz als Deutsche.
Die Russlanddeutschen sind heute in einer ganz ähnlichen Situation wie die "alteingesessenen" Türken.
Noch sehr stark in eigener Identität gefangen und in eigenen Kreisen verkehrend, halten sie ebenso an "mitgebrachtem" Kulturgut fest wie z.B. die Türken. Nur, weil sie Russland-"Deutsche" sind, akzeptieren "wir" diese "Nichtanpassung" eher.
Und es war immer eine Wohltat, wenn man in Bayern einen Türken getroffen hat, der im tiefbayrischen Akzent mit dir geredet hat. Man wusste: der sieht nur türkisch aus, Deutscher als der geht nicht. Und in 10-15 Jahren wird dich ein tiefschwarzer Ghanese zur Moass einladen und ä Haxen mit dir essn.
Roberto Blanco ist schon heute "bayerischer" als der Durchschnittsmünchner.
Tiefschwärzer als ein Ehrenmitglied der CSU ("Wir Schwarze müssen zusammenhalten!") wird's nicht.
Im Übrigen: Timeo Ghanaos et dona ferentes
Und versteh mich nun nicht falsch: man muss Flagge zeigen und seine Kultur vermitteln. Aber wir sind durchaus in der Lage einige Flüchtlinge aufzunehmen. Politisch Einfluss drauf nehmen, echte Kriegsflüchtlinge von Wirtschaftsflüchtlingen zu unterscheiden, gehört auch dazu.
Dem kann ich mich letztlich nur anschließen.
Migration ist nichts, was wir fürchten sollten.
Aufgabe der Politik kann und sollte es nicht sein, die Welt in ihrem Lauf aufhalten zu wollen.
Den richtigen Umgang mit den Herausforderungen der Zeit zu finden, schon eher.
ich warte bis ein Türke was will und ihm sage: entweder schwätzt schwäbisch wie mer a oder scher dich zum Deibel.
So sehr ich dafür Verständnis habe, muss ich dennoch die Grundsatzfrage stellen:
Mit welchem Recht definierst du deine eigene kulturelle Identität als maßgeblich?
Soll ich auch dich abweisen, wenn du nicht bayrisch redst?
Darf der Ostfriese mich abweisen, weil Plattdeutsch lernen für mich ja "dat kannst mackelk doon"?
In jedem Fall handelt es sich um eine Form der Diskriminierung, ob nun gesellschaftlich akzeptiert oder nicht.