Da brauchst du nicht drauf hoffen, davon darfst du ausgehen
Ich hatte am WE auf einer Gartenparty ein Gespräch mit einem Bekannten, der beim FA in unserer Region arbeitet und habe ihm erzählt, dass eine seiner Kolleginnen "weitere Unterlagen" angefragt hat, als in meiner 2018er Erklärung ein negativer Ertrag aufgetaucht ist und ich im Anschreiben um "Rücktrag nach 2017" gebeten habe.
Dieser verriet mir, dass sich bei diesem Thema allen nur
auftun und "so viele Seiten wie möglich hinschicken" in den meisten Fällen schon das Ende des Liedes sein dürften
Die Situation ist bei mir ähnlich. Da ich 2018 gesehen habe, was da „steuertechnisch“ durch meine Traderei aus 2017 auf mich zukommt, habe ich mir professionelle Hilfe gesucht. Ich musste zwar 3 Monate suchen, bin aber letztlich sogar regional fündig geworden. Mit einem Steuerberater kann man die Fristen deutlich "verzögern" was aber bei diesem langanhaltenden "Bärenmarkt" zumindest für Altcoins nicht gereicht hat, und leider, leider (einer meiner größten Fehler) war ich ausschließlich in Altcoins. Mittlerweile baue ich, wie es sein sollte eine 40-60% BTC Position in meinem Krypto-Portfolio auf, ich bin aber noch am Anfang. Zurück zum Thema Steuern…
Vor ein paar Wochen verstrich dann die letzte Frist zur Abgabe für 2017, und so reichten wir zunächst die Einkommenssteuererklärung für 2017 ein und teilten mit, dass die Erklärung für 2018 und die Belege für beide Jahre die Tage noch folgen, und baten darum den Verlust aus 2018 zu berücksichtigen. Den Bescheid für 2017 habe ich dann kurz darauf mit Schrecken erhalten, der hat mich und meine Frau auch (weil für mich Offenheit wichtig ist), ganz schön runtergezogen. „Plötzlich“ musste ich mehr Steuern zahlen, als ich überhaupt Anfang 2017 an FIAT reingesteckt habe und meine Altcoin Bags sind nur noch einen Bruchteil der ATHs wert.
Anyway, da die Fristen abgelaufen waren und abliefen, ging es für mich drunter und drüber, mit Mahnung im mittleren dreistelligen Bereich, da kennt das Finanzamt kein/wenig Pardon, was uns auch etwas unseren Jahresurlaub vermiest hat. So mussten wir uns jetzt entscheiden, ob ich entweder an unsere eisernen Reserven gehe, einen Kredit aufnehme, oder Kryptos zu diesen Dumping Preisen verkaufe. Letztlich habe ich mich zumindest für 2017 aus einer Mischung aus Reserven und Kryptos entschieden, und schweren Herzens Teilbestände von IOTA bei 0,23 Cent und Tezos bei 1EUR veräußert um die Steuern zahlen zu können.
Vor ein paar Tagen kam dann ein Paket vom Finanzamt, mein erstes
Und darin war ein prall gefüllter Leitzordner mit den Cointracking ausdrucken meines Steuerberaters aus 2017 und 2018, Trades, Stalking, leasing, Margin Trading etc. beiliegend ein Schreiben, dass ich die Belege das nächste Mal nicht direkt schicken brauche, sondern nur auf Aufforderung…
Der Bescheid für 2018 steht noch aus, soll aber in Kürze folgen, ich hoffe aber, dass da jetzt keine böse Überraschung mehr kommt, denn die Belege wurden ja schon zurückgeschickt. Leider hatte ich mit anderen Zahlen der Gewinne und der Verluste aus 2017 und 2018 gerechnet, aber letztlich ist das Zahlenwerk so komplex und unübersichtlich und die Zeit knapp geworden, dass es selbst mir nicht mehr möglich war da „noch was raus“ zu holen. Und klar der Steuerberater hat die ihm zur Verfügung gestellten Zahlen im Rahmen seiner Möglichkeiten aufbereitet, auch da sind der "Kreativität" Grenzen gesetzt.
Wahrscheinlich hat mein Steuerberater das Maximum für mich rausgeholt und ich bin einfach nur diese Summen nicht gewohnt und sitze im Moment auf meinen Altcoin Bags, und letztlich muss ich froh sein, dass es nicht schlimmer kam und bin nochmal mit einem „blauen Auge“ davon gekommen. Wenn der Bescheid für 2018 noch kommt, kann ich zumindest wieder ruhiger schlafen, da ich ab dann einfach aussitzen kann.
Über die „Moral von der Geschicht“ bin ich mir allerdings noch in Teilen unschlüssig…
Klar für mich ist, mehr BTC Anteil, weniger traden und weniger experimentieren, was letztlich auch das Steuerchaos reduziert. Ob es sein musste alles im Detail so offen zu legen weiß ich nicht, ich glaube das Finanzamt interessiert es nicht wirklich, allerdings habe ich dadurch den Grundstock gelegt, und kann dann irgendwann auf meine Bestände aus 2017 und 2018 verweisen, was mMn aber auch ohne Offenlegung gehen müsste, da man ja die Adresse der Blockchain angeben kann und dort zu sehen ist, wie lange da schon was liegt. Kritisch sehe ich nach wie vor die Möglichkeit, dass das Finanzamt irgendwann mal an die Daten von Börsen kommt und dann mal beim ein oder anderen „anklopft“. Überall wo man einen KYC gemacht hat, kann dies passieren, eine Empfänger Adresse von einer Börse zu einer privaten Wallet kann durch die Zuordnung einen „Weg“ öffnen.
Dir Scheede drücke ich jedenfalls die Daumen, dass das Finanzamt "mal den Ball flach hält". Auch wenn ich CumEx, PanamaPapers, etc. und die Menschen dahinter wirklich verabscheue, beschleicht mich das Gefühl, dass auch der Gesetzgeber hier einen nicht unwesentlichen Teil zu diesem ganzen Schlamassel beiträgt.