Falls das der Wahrheit entspricht...wieso sollte man dagegen vorgehen?
Winfried Stöcker hat in einem einfachen Verfahren einen Antigen-Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt.
Wieso man dagegen vorgehen sollte?
Man geht doch nicht "dagegen vor", sofern ich deinen Satz so lesen soll, dass hier "gegen seinen Impfstoff vorgegangen würde".
Schließlich hat Dr. Stöcker nach allem, was man (von ihm selbst) so lesen kann, entgegen der Schlagzeile eben keinen Impfstoff entwickelt, sondern einen Impfstoff
kandidaten.
Und jetzt tun manche so, als sei das quasi schon ein gebrauchsfertiger, zulassungsfähiger Impfstoff.
Impfstoffkandidaten hatten im April / Mai, also dem Zeitraum, zu dem Dr. Stöcker einen solchen hatte, wahrscheinlich ein paar Tausend Labore weltweit (jetzt mal so Pi mal Daumen aus dem Bauch heraus geschätzt). Andere waren zu dem Zeitpunkt schon erheblich weiter, Russland stand gar in Bezug auf Sputnik V vermutlich kurz vor der Produktion (Phase II Studie augenscheinlich bis zum 11.August bereits abgeschlossen).
Die gewöhnliche Vorgehensweise in Bezug auf so einen Kandidaten sind dann eben umfangreiche Tests, und nicht "wir haben hier ganz was tolles, das sollten wir jetzt ungetestet massenweise verwenden, weil wir hier hundert Leute damit gespritzt haben, ohne dass einer tot umgefallen ist".
Diese umfangreichen Tests aber sind kostspielig und erfordern i.d.R. (sofern man nicht selbst liquide ist) einen "Sponsor" in Form eines pharamazeutischen Unternehmens, das aus wirtschaftlichem Interesse zu der Auffassung kommt, dass sich der Aufwand lohnt.
Augenscheinlich haben die Pharmaunternehmen Dr. Stöckers Impfstoffkandidaten als "schlecht" befunden, bzw. auf andere, vielversprechendere, teils experimentelle (Biontech, Moderna), teils traditionellere (Astra Zeneca) Ansätze gesetzt.
Also in Kurzfassung: Dr. Stöcker entwickelt einen von Dutzenden, Hunderten oder Tausenden von Impfstoffkandidaten weltweit (eine grundsätzlich beachtenswerte Leistung, insbesondere in Bezug auf den Zeitpunkt).
Er findet kein Unternehmen, dass seinen Kandidaten für so toll hält, dass es die umfangreichen, kostspieligen Studien finanzieren möchte.
Jetzt wird (nach meinem Augenschein) in bestimmten Kreisen daraus die Verschwörungstheorie gesponnen, hier wäre eine "bahnbrechende Innovation von Big Pharma unter den Teppich gekehrt worden, weil die an anderen Sachen mehr Kohle verdienen können".
Das ist so weit von der Realität entfernt, dass man es schon für die Persiflage einer Verschwörungstheorie halten könnte, und so sehe ich, ganz ehrlich, auch den Spiegel-TV-Bericht: das ist mehr Mockumentary denn Documentary (und das wohl mit Absicht).
War jetzt doch nicht so kurz, die
Kurfassung, also nochmal kürzer:
Prof. Dr. Stöcker hatte einen Impfstoffkandidaten, dieser war "schlecht", deswegen hat er niemanden gefunden, der den mit ihm weiter entwickelt, jetzt machen einige Spinner eine Verschwörung draus.
Doch statt Lob und Unterstützung gab es eine Strafanzeige.
Das mit der Strafanzeige habe ich nicht ganz durchblickt, um ehrlich zu sein, es ist nicht ganz deutlich geworden, was er da falsch gemacht hat, aber er bewegt sich natürlich nicht im rechtsfreien Raum, wenn er Impfstoffe entwickelt, und nicht zuletzt die Impfgegner würden heute laut Zeter und Mordio schreien, wenn er da einfach frei experimentieren dürfte, oder gar der Impfstoff ohne die notwendigen Studien Anwendung findet.
Der lieben Vollständigkeit halber verweise ich mal auf einen
vergleichbaren (auch
von Dr. Stöcker selbst als vergleichbar bezeichneten)
Impfstoff, welcher durchaus in der Erprobung ist, aber eben mit entsprechenden Verzögerungen daherkommt:
Sanofi-GSK (
Einsatzbereitschaft Stand heute zu erwarten in
Q4 2021).
Es wäre zu erwarten, dass, für den Fall, dass Dr. Stöcker einen "Sponsor" gefunden hätte, sein Impfstoff in etwa auf dem gleichen Stand wäre.
Wenn Sanofi/GSK das nicht schneller hinbekommen, gibt es keine guten Gründe zur Annahme, dass ein anderer das wesentlich schneller hinbekommt.
In diesem Sinne abschließend meine Gratulation an Prof. Dr. Stöcker für einen (von zahlreichen), offensichtlich auf den ersten Blick funktionalen Impfstoffkandidaten.
In Fachkreisen wird er sich damit ein paar wohlverdiente Lorbeeren ernten.