Normalerweise dauert es mindestens 5-7 Jahre bis zum fertigen Impstoff und plötzlich geht es unter ein Jahr?
Das hat eine ganze Reihe von Gründen.
Zum einen war/ist natürlich einfach die Motivation, einen SARS-CoV-2-Impfstoff zu finden/entwickeln eine ganz andere.
Für den leitenden Forscher bedeutet das jedenfalls persönlichen Ruhm, vielleicht gar einen Nobelpreis.
Für das produzierende Unternehmen gibt es nicht nur Geld, sondern auch positive PR, die gerade für "Big Pharma" ein hohes Gut darstellt.
Abgesehen davon war es rein praktisch erheblich einfacher, Forschungsgelder zu erhalten. Und leider ist Pharmaforschung in erheblichem Maße abhängig von Geld, schließlich werden dabei zunächst oft abertausend- oder gar millionenfach Labortests in Serie mit winzigsten, automatisierten Änderungen wiederholt, da summiert sich dann jede noch so kleine Pipette/Reagenz für ein paar Cent.
Wichtig war auch, dass bereits seit einiger Zeit an unterschiedlichen Formen neuartiger "gentechnischer"* Impfstoffe gearbeitet wird, die ganz allgemein schneller und zielgerichteter entwickelt werden können.
Hinzu kommt, dass SARS-CoV-2 in gewisser Weise ein "alter Bekannter", weil naher Verwandter von SARS-CoV(-1) ist, für den Impfstoffe bereits vor beinahe einem Jahrzehnt erforscht wurden.
Und natürlich hat man auch ganz real einfach jede einzelne Vorsichtsmaßnahme, jedes bürokratische Hindernis, jede normale Laufzeitverzögerung, die üblicherweise einfach dafür sorgt, dass Anträge auch mal ein paar Tage/Wochen/Monate auf irgendeinem Stapel liegenbleiben, diesmal wohl unbürokratisch beiseite geschoben.
Aber vor allem, und ich finde, das geht leider in der öffentlichen Debatte vollständig unter, muss man eines erwähnen: dass wir so schnell einen funktionierenden Impfstoff für SARS-CoV-2 finden konnten, war in allererster Linie aus drei Gründen enormes
Glück.
- erstens haben sich praktisch alle Impfstoffentwickler auf das selbe Merkmal, das sog. "Spike-Protein" konzentriert. Das hätte ebenso schief gehen können, wenn sich gerade dieses Merkmal als ungeeignet erwiesen hätte.
- zweitens haben wir in Bezug auf dieses Virus offensichtlich Glück, dass es sich nicht durch zu schnelle Mutation des Erkennungsmerkmals "Spike-Protein" einem Impfstoff entzieht.
- drittens handelt es sich um ein Virus, für das eine Impfung überhaupt sinnvoll, bzw. leicht möglich ist. Für HIV z.B. werden wir auch mit den neuen Methoden keine erheblich verbesserten Chancen haben, da uns hier die "Arbeitsweise" des Virus selbst im Weg steht.
SARS-CoV-2 ist in gewisser Weise einfach ein "leichter Gegner".* "gentechnisch" ist ein Begriff, der mir ein wenig Bauchschmerzen bereitet, da er an sich ähnlich nichtssagend wie "chemisch" ist. Auch herkömmliche Zucht o.ä. ist "gentechnisch".