Genau die selbe Strategie wie Neuseeland haben auch Argentinien und Peru verfolgt. Also ein extrem strenger Lockdown, lange Zeit sogar Spaziergänge und Sport im Freien verboten, Fernverkehr monatelang eingestellt. In Peru durfte die Polizei sogar straffrei auf Infizierte schießen, wenn diese die Quarantäne missachtet haben und sich widersetzten (Link auf Spanisch dazu).
Ergebnis: Peru hat eine der höchsten Corona-Todesraten der Welt, Argentinien liegt inzwischen im schlechteren Mittelfeld und verzeichnet immer noch weiter steigende Infektionszahlen - auch weil die Bevölkerung inzwischen verständlicherweise nach 7 Monaten (!) Lockdown müde ist. Und daneben jede Menge Nebenwirkungen (neben den wirtschaftlichen), Frauenmorde durch häusliche Gewalt sind z.B. stark gestiegen. Man hatte einfach überhaupt jedes Augenmaß verloren.
Neuseeland hatte m.E. einfach Glück, dass es eben abgeschieden auf einer Inselgruppe im Südpazifik liegt, relativ klein ist, und sich deshalb sehr einfach abschotten kann. Dort mag eine solche Strategie funktionieren, aber nicht in Ländern, die eng mit anderen Regionen verzahnt sind.
Ein Gegenbeispiel ist übrigens auch Uruguay, das ähnlich liberale Maßnahmen wie Schweden hatte (fast alles freiwillig, bis auf Quarantäne bei der Einreise und ca 1 Monat Schulschließung), aber trotzdem extrem niedrige Infektionszahlen hat (trotz eines Anstieges in den letzten Wochen durchschnittlich 5-50 Neuinfektionen). Aber natürlich auch Glück als kleines Land mit 3,3 Mio. Einwohnern.
m.E. kann man daher nicht sagen, welche Strategie die "richtige" ist. Es gibt mehrere Wege nach Rom. Die in Deutschland oder z.B. auch der Schweiz oder Portugal finde ich insgesamt nicht schlecht. Und auch denke ich dass neben der Diskussion "Lockdown mit strengen Maßnahmen ja oder nein" auch andere Faktoren wie Testabdeckung, Kontaktverfolgung u.a. eine Rolle spielen, siehe Südkorea.
Demnächst gibt der Kaninchenzüchterverein Ratschläge, wie man den Sockelbereich abdichtet...