Und hier noch ein sehr interessantes Gespräch zum Thema:
„Unsere Demokratie ist in Gefahr“
Martin Haditsch, Mikrobiologe, Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie, Infektiologie und Tropenmedizin
https://oe1.orf.at/player/20200904/611366Ich habe immer noch Schwierigkeiten den neuen Virus ins normale Grippespektrum einzuordnen (vielleicht wegen meines persönlichen Betroffenheitsbias) aber wo der Herr Haditsch auf jedem Fall recht hat ist, dass mit den statistischen Daten unseriös gearbeitet wird. Das war schon von Anfang an etwas merkwürdig, aber da gab es "immerhin" eine wahrnehmbare Anzahl an schweren Fällen auf den Intensivstationen.
Aktuell nimmt die Anzahl der positiv getesteten vermutlich hauptsächlich deshalb zu, weil die Stichprobe der Tests deutlich erweitert wurde. Während man im Frühjahr selbst mit Symptomen evtl. nur nach Besuch eines Risikogebiets oder Kontakt zu einer infizierten Person testen lassen konnte (hing etwas vom Gesundheitsamt ab), kann man sich jetzt an jedem Flughafen oder sogar auf der Autobahn im Vorbeifahren testen lassen. Die Anzahl der "nur"
positiv getesteten aber nicht-erkrankten (also symptomfreien) Personen hat deshalb massiv zugenommen. Im Frühjahr wurden überwiegend Menschen mit ausgebildeten Symptomen getestet.
Die beiden Gruppen unterscheiden sich also deutlich.Man könnte auch die Hypothese aufstellen, dass diese Zunahmen lediglich den bisherigen Bereich der "Dunkelziffern" (der asymptomatischen Infizierten) aufhellen und, dass dem Anstieg der Infizierten kein Anstag der hospitalisierten Fälle folgt spricht für diese These (auch wenn man "Störvariablen" wie "bessere Behandlung im Krankenhaus" und "mehr Vorsicht im Umgang mit Risikogruppen" und nicht zuletzt auch die "Maskenpflicht" berücksichtigen müsste).
Aber um es zusammenzufassen: Auf Basis der aktuell gestiegenen absoluten Zahlen an positiven Tests ohne einen Zusammenhang zu einer gestiegenen Gefährdung der Risikogruppen herstellen zu können finde ich eine weitere oder erneute Verschärfung der eindämmenden Maßnahmen tatsächlich für übertrieben und auch psychologisch kontraproduktiv. Ich frage mich auch, ob man an dieser absoluten Zahlenschieberei auch dann noch festhalten würde, wenn der Virus sich tatsächlich zur weiteren Harmlosigkeit mutiert hätte und es keine schweren Fälle mehr gäbe? (um es mal in der Konsequenz am extremen Beispiel darzustellen).
Weiss jemand wie das Verhältnis von positiv getesteten zu hospitalisierten also schweren Fällen in den neuen Risikogebieten (Spanien, Kroatien etc. ) ist?