Sollte sich eine IFR von sagen wir 0.1% bestätigen, würde das im Umkehrschluss bedeuten, dass bei letztlich 50 Millionen zu erwartenden Infizierten hier in Deutschland Pi mal Daumen 50.000 Menschen sterben.
Klar, wenn man mit 50 Millionen rechnet kommen immer Horror- Zahlen raus.
Aber [...] bereits 1/3 aller Personen eine gewisse Hintergrundimmunität gegen Covid-19 aufgrund früherer Erkältungs- Coronaviren[...].
[...] würde [...] die Anforderungen an eine Herdenimmunität drastisch reduzieren.
So drastisch ist 1/3 nicht, insgesamt darf man wohl davon ausgehen, dass sich (ohne jegliche Einschränkungen, ohne Impfstoff etc.) wohl ein Großteil der Bevölkerung irgendwann infiziert, anders gesagt, bis SARS-CoV-2 sich nicht nur "nicht weiter ausbreitet", sondern bis es quasi ausstirbt, wäre eine Durchseuchung von wohl im Bereich von 90% notwendig (vergleichbar mit Immunisierungsraten bei Impfkampagnen).
Reduziert man das um ein Drittel, kommt man auf 60% der Bevölkerung, oder eben 48 Mio. Menschen in Deutschland.
Aber solche Zahlen sind im Moment einfach noch nicht genau abzuschätzen.
Ob nun 40 Mio. oder 50 Mio. macht am Ende den Unterschied zwischen 40.000 und 50.000 Toten aus.
Sicherlich ein erheblicher Unterschied für die 10.000 Überlebenden, aber so oder so Zahlen, die ein Politiker nicht nebenbei aus einfachen wirtschaftlichen Erwägungen verantworten könnte.
Dabei ist noch keineswegs ausgemacht, woher eigentlich unsere "hervorragenden" Zahlen in Deutschland kommen.
Liegt es am besseren Gesundheitszustand unserer Rentner?
Haben wir unsere Risikopatienten besser geschützt, weil wir den Lock-Down früher begonnen haben?
Wahrscheinlich ist das zu einem guten Teil einfach ein Artefakt der Statistik, weil wir anders, bzw. mehr testen.
Es liegt aber leider durchaus im Bereich des Möglichen, dass wir in einer zweiten Welle umso härter getroffen werden, weil mit zunehmender Durchseuchung auch der Schutz der Risikogruppen schwieriger wird.
Selbst die von dir genannten Studien zeigen also, dass SARS-CoV-2 offensichtlich mindestens noch doppelt so gefährlich wie die stärkste Grippe oder auch bis zu zehnmal so gefährlich wie eine "normale" Grippe ist.
Warum? Wieler sagte doch bereits selbst, dass die Wahrscheinlichkeit an einer Grippe zu sterben
zwischen 0,1-0,2% liegt.
Das ist so nicht richtig.
Da schon die Datenerhebung (Übersterblichkeit gegenüber Labordiagnostisch ermittelt Infizierten) erhebliche Unterschiede aufweist, ist ein direktes gegenüberstellen so nicht zielführend.
Zum Vergleich (hier habe ich leider keine besonders gute Datenbasis auf die Schnelle gefunden):
Seit der 40. MW 2019 wurden laut AG Influenza insgesamt 145.258 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle an das RKI übermittelt. Bei 23.276 (16 %) Fällen wurde angegeben, dass die Patienten hospitalisiert waren. Es wurden bisher 405 Ausbrüche mit mehr als fünf Fällen an das RKI übermittelt, darunter 76 Ausbrüche in Krankenhäusern. Seit der 40. KW 2019 wurden insgesamt 247 Todesfälle mit Influenzavirusinfektion übermittelt.
D.h. 247 Tote von 145.258 Fällen ergibt also eine Sterblichkeit bei Influenza von 0.17% an den labordiagnostisch ermittelten Fällen, nicht im Sinne der Übersterblichkeit.
Die Sterblichkeit bei den labordiagnostisch ermittelten Fällen von Covid-19 beträgt in Deutschland derzeit rund 4,6% (8.408 / 181.524), rund 30-Mal so hoch.
Du vergleichst also Äpfel mit Birnen.
Aber auch hier ist zutreffend, dass ein "korrekter" Vergleich schon deshalb irreführend sein dürfte, weil bei einer Grippe (vermutlich) weniger getestet wird als bei Covid-19.
Die demütige Antwort ist also: wir wissen es einfach nicht so genau.
Es fehlt aber ein deutlicher Hinweis darauf, dass SARS-CoV-2 so "harmlos" ist wie eine Grippe, während wir deutliche Hinweise darauf haben, dass SARS-CoV-2 wohl mindestens zehn mal so gefährlich ist wie eine Grippe.
Und vielleicht sollte man das so einfach auch endlich einmal stehen lassen.
Es bringt niemandem etwas, vorschnell SARS-CoV-2-Entwarnung zu geben.
Es bringt aber genauso wenig, SARS-CoV-2-Panik zu verbreiten.
Wir werden irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft wesentlich genauer sagen können, ob Corona "The Next Big One" war oder nicht.
Die Vorsicht gebietet im Moment, davon auszugehen, dass Corona dies zumindest sein könnte.
Erstaunlicherweise (glücklicherweise?) scheinen wir Deutschen mit Covid-19 einfach besser zurechtzukommen, als zahlreiche andere Länder, aus welchen Gründen auch immer (wobei auch hier ein erheblicher Teil der Begründung in unterschiedlichen Testregimes liegen dürfte).
Im Moment warte ich mit großer Skepsis, wie sich unsere Zahlen in den kommenden Wochen in Anbetracht der teils sehr "wilden" Lockerungen entwickeln werden.
Anders als vor Beginn des Ausbruchs haben wir heute schon eine breite Streuung des Virus in der Bevölkerung.
Wenn sich unsere Lockerungen als zu locker erweisen, setzt sich exponentielles Wachstum also von einem deutlich höheren Plateau (derzeit rund 10.000 diagnostizierte Fälle, bei möglicherweise höherer Dunkelziffer als angenommen) fort.
Eine Verdoppelung: 20.000
Zwei Verdoppelungen: 40.000
3: 80.000
4: 160.000
5: 320.000
...
10: 10.000.000
Wir kennen das Spiel.
Exponentielles Wachstum is a Bitch.