vorweg: mir fehlt das technische wissen (kein ITler) und ich bin auch noch nicht so lange dabei. also orientiere ich mich an leuten, von denen ich denke, die müssten ahnung haben.
Keine besonders gute Voraussetzung, insbesondere, weil du ohne das technische Wissen natürlich auch nicht die Kompetenz der Leute beurteilen kannst. Es gibt immer ein paar "Großmäuler", die eigentlich keine Ahnung haben, aber sehr "überzeugend" daherkommen können (das trifft natürlich nicht auf mich selbst zu, ich bin ein überzeugendes Großmaul mit Ahnung
) Glücklicherweise bist du hier bei bitcointalk in der Lage, die Leute ein wenig daran zu beurteilen, wieviel Gegenwind sie bekommen. Wer totalen Stuss redet, erntet regelmäßig entsprechende Kritik.
im laufe des blocksize-krieges war ich bereits von jeder möglichen argumentation überzeugt, von neutral bis unlimited, von 1mb 4ever bis abwarten/tee trinken.
Warum warst du "überzeugt", wenn du selbst weißt, dass du es nicht beurteilen kannst?
Zweifel sind in so einem Fall berechtigt, Überzeugung nicht.
Ich will es für dich mal anders (und weniger schmeichelhaft) formulieren:
nicht du warst überzeugt, sondern du hast dich überzeugen lassen.
jedesmal, wenn ich mich entschieden hatte für einen blickwinkel, war das ein beruhigendes gefühl und ich habe erwartet, die "andere seite" würde früher oder später auch einsehen, was der richtige weg ist. es kam aber immer ganz anders: die jeweils "andere seite" hat bei mir zweifel geweckt usw...
Vielleicht solltest du einfach die für dich wahrscheinlich richtigste Entscheidung treffen, nämlich unentschieden zu bleiben.
Glücklicherweise ist deine Entscheidung in dieser Angelegenheit nämlich gar nicht nötig.
was lässt sich über diesen konflikt sagen?
-es ist ein echter konflikt, reine pamikmache/FUD wäre nicht so erfolgreich.
Jein. Natürlich ist es ein echter Konflikt. Aber, und das muss man auch mal deutlich sagen, Bitcoin wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ohne eine Lösung dieses Konflikts überleben und nützlich sein. Insofern würde ich zumindest sagen, dass im Wesentlichen die Panikmache überwiegt.
Bitte nicht falsch verstehen, ich halte es für wichtig, dass das Problem der Skalierung angegangen und zufriedenstellend gelöst wird. Aber wenn das nicht im Bitcoin-Protokoll selbst geschieht, gibt es durchaus Möglichkeiten, dass sich das Bitcoin-Ökosystem als Ganzes in einer Art und Weise entwickelt, die auch mit dem jetzigen Bitcoin skaliert.
-wir befinden uns in eine ausweglosen sackgasse
Klares Nein. Der Ausweg wird mit hoher Wahrscheinlichkeit sein, dass sich eine Seite durchsetzt.
-beide konfliktparteien haben grossen einfluss, egal wer "gewinnt", die andere seite hat macht und nutzt sie.
Sollte Blockstream sich durchsetzen, erwarte ich, dass der Einfluss von Gavin gegen Null geht.
Setzt sich umgekehrt Gavin durch, dürfte Blockstream weiterhin erheblichen Einfluss haben, ja.
Aber das ist nur meine persönliche Einschätzung.
-einmal offen ausgebrochen wurde der konflikt zu einem gefundenen fressen, für spalter/feinde/gegner/enttäuschte ex-fans; die allesamt mit freude immer weiter öl ins feuer giessen.
Ja, die Geier kreisen
Lass sie kreisen, noch dürfen sie nicht knabbern.
-die foren haben sich gespalten. es ist nicht mehr zu überblicken, wo und wieviel manipuliert wird. der hass zieht sich durch alle threads. von kaum manipuliert bis totale propaganda - alles ist möglich. die core devs können gekaufte saboteure oder genies mit besten absichten sein.
Ja. Ohne hier einzelne Akteure herauspicken zu wollen, beide Seiten haben Fehler gemacht, ihre Kompetenzen überschritten, im wahrsten Sinne des Wortes Machtmissbrauch betrieben etc.
Aber, wie ich schon an anderer Stelle immer wieder gesagt habe, das war für die Entwicklung eines Projekts wie Bitcoin irgendwann zu erwarten.
In gewisser Weise bestätigt das lediglich, wie "erwachsen" Bitcoin heute schon ist. Es ist eben kein Nerd-Sandkasten mehr, sondern es geht um Geld, Macht, Einfluss und große Egos.
Willkommen in der Welt der Politik.
gibt es ansätze, wie wir das wieder geradebiegen können? also in einer situation, in der dieser konflikt bitcoin ernsthaft schadet.
Ich glaube nicht, dass dieser Konflikt Bitcoin mittel- bis langfristig schadet. Es ist eine Stufe des Erwachsenwerdens, die wir meistern müssen. Wenn wir das dann hinter uns haben, werden wir gestärkt daraus hervorgehen.
-welche art kompromisse haben eine chance?
Vermutlich nur einer: eine Seite wird sich durchsetzen. Ich selbst tippe mal auf Blockstream, aber ich kann mich irren.
Einen Kompromiss im Sinne einer Alternativlösung, die bisher nicht auf dem Tisch war, halte ich für unwahrscheinlich.
-kann es eine art "saubere" spaltung geben?
Nein, eine Spaltung ist in dem Sinne immer "unsauber", als daraus ein Sieger und ein Verlierer hervorgeht.
Die Geschichte wird letztlich von den Siegern geschrieben. Die Verlierer werden aus dem kollektiven Gedächtnis getilgt, die Fotos von vergangenen Bitcoin-Konferenzen werden retuschiert
-was passiert, wenn nichts passiert?
Mu.
-haben wir selbst einfluss? können wir den geltend machen? (meine idee wäre gespräche mit lautstarken vertretern beider lager zu führen. echte gespräche, face-to face in der realen welt. forummitglieder könnten sich durchaus organisieren (ein komitee/verband/aktionsbündnis gründen) und diese leute an einen tisch bringen.
Kurz gesagt: Politik machen?
danach müsste man mit core devs und mit leuten wie armstrong/cole etc reden. unsere stimme fehlte bisher bei den gesprächen, weil sich normale user bisher nicht organisiert haben/ihre stimme nicht erhoben haben.
Politische Gruppierungen mit einem singulären Thema sind meist kurzlebig und schaffen es daher nicht, eine kritische Masse zu erreichen, ab der die Berücksichtigung ihrer Interessen erforderlich wird. Soll die Gruppe sich aber breiter aufstellen, kann sie in so einem Thema möglicherweise nicht mehr konkret Stellung beziehen.
die strategische ausrichtung der "normal-user-taskforce" wäre folgende: liebe konfliktparteien, wir müssen eine lösung finden, wo keine seite gewinnt, aber beide mit dem ergebnis leben können. das haus brennt, ihr sagt ihr kennt den rettungsweg, aber blockiert euch gegenseitig. also müssen wir einen dritten weg finden)
Ohne einen konkreten Vorschlag, wie dieser dritte Weg aussehen soll, würden die beiden Konfliktparteien ihren jeweiligen Vorschlag als den dritten Weg bezeichnen und man käme einer Einigung kein Stück näher.
wenn man sich vorstellt wieviel geld, zeit, nerven usw viele foristen/bitcoinnutzer bereits in bitcoin und die community investiert haben, und das jetzt alles gefährdet sein könnte, ist es durchaus möglich, dass hier viel ungenutztes konfliktlösungspotential vorhanden ist. vielleicht müssen wir uns organisieren und unsere stimme erheben. dazu müssten wir uns einig sein, oder/aber wie machen wir das?
Bitcoin ist nicht gefährdet.
Bitcoin ist nicht gefährdet.
Bitcoin ist nicht gefährdet.
(bitte 100 Mal abschreiben)
Man merkt dir an, dass du dir Sorgen machst, und menschlich ist das nur allzu verständlich. Eine Garantie, dass Bitcoin morgen noch ein gutes Investment für dich war, kann dir hier keiner geben. Ich kann nur versuchen, meine Einschätzung der Sachlage zu erklären. Und die lässt sich grob so formulieren:
Es ist vollständig nebensächlich für den Erfolg von Bitcoin, ob die Lösung von Gavin kommt oder von Blockstream oder ob man sich letztlich auf keine Lösung einigen kann und alles beim alten bleibt.
Wenn Bitcoin nicht direkt über das heutige Niveau hinaus skaliert, werden sich externe Dienstleister etablieren, die individuelle Lösungen auf dem Marktplatz der Zahlungssysteme anbieten. Diese haben weiterhin einen Wettbewerbsvorteil, wenn sie sich der Bitcoin-Blockchain bedienen können, womit der langfristige Erfolg von Bitcoin als "pecunia franca" der Finanzwelt nicht gefährdet ist.
Im Gegenteil, möglicherweise ist eine solche, von Diversität gekennzeichnete Landschaft der Zahlungssysteme letztlich überlebensfähiger und nützlicher als eine Bitcoin-Monokultur.
In diesem Sinne: