Mir sind Zeugnisse und Diplome ehrlich gesagt egal. Wenn jemand in Syrien Arzt war, wird er diese Fähigkeiten sicher hier unter Beweis stellen können. Ggf. muss er sich eben erst wieder hocharbeiten. Wenn einer was von Autos versteht, wird er die Ausbildungsprüfung hierzulande locker nachmachen können (sofern die IHK nicht unsinnigerweise den Nachweis von 6 Jahren Berufserfahrung verlangt, um ihn zur Prüfung zuzulassen). Wenn jemand Kranke, Verletzte oder Alte gepflegt hat, wird er das hier auch schaffen.
Das Problem ist hier nicht die mangelnde Qualifikation der Zuwanderer, sondern die Schutzreflexe der hiesigen Branchenlobbys.
Was Zeugnisse angeht dann bist du wahrscheinlich die große Ausnahme. Schön für dich.
Die große Ausnahme bin ich da nicht.
Ich kenne wenige Kollegen, die sich heute noch auf Zeugnisse verlassen, das sind aber meistens Berufsanfänger als Arbeitgeber.
Wenn ich ganz ehrlich bin, kenne ich wahrscheinlich niemanden mit mehr als 3-4 Jahren Arbeitgebererfahrung, der Zeugnisse überhaupt noch ernst nimmt.
Der einzige Grund, warum man sich die in Wirklichkeit noch anschaut, ist eigentlich, dass man an der Art und Weise, wie sich ein Bewerber bemüht, sich selbst in gutem Licht darzustellen, eine gewisse Ernsthaftigkeit im Bemühen um Arbeit erkennt. In anderen Worten, wer seine Zeugnisse nicht mal ordentlich sortiert präsentieren kann, wird vermutlich auch schlampige Arbeit leisten. Das war's dann aber auch.
Als Arzt oder was auch immer ich hier arbeiten will brauche ich aber Dokumente die dies belegen können.
Nö. Brauche ich nicht. Der Gesetzgeber, getrieben von der Ärztelobby, verlangt das.
Als Assistenzarzt könnte jemand, der diese Dokumente nicht hat, zunächst in einer Art Praktikum beweisen, dass er tatsächlich Arzt war (das dürfte sein Kollege ja recht schnell merken) und dann könnte man vielleicht ein, zwei Sachkundeprüfungen durchführen, um zumindest eine eingeschränkte Zulassung zu erteilen.
Aber das wird die Ärztelobby niemals zulassen, das könnte ja Konkurrenz bedeuten.
Ohne Dokumente keine Anstellung. Werden hier Ausnahmen gemacht geht dies zu Lasten der Deutschen die sich jahrelang an Schulen und Unis den Arsch aufreißen oder aufgerissen haben. Daher heißt es dann auch für diese Leute nachmachen bitte.
Nachmachen sollte kein Problem sein. Die Ausbildungsprüfungen darf hierzulande jeder machen, allerdings unter der Voraussetzung, dass er mindestens doppelt so lange im Beruf gearbeitet hat, wie die Regel-Ausbildungszeit beträgt. Diese Einschränkung müsste man halt aufheben.
Aber das wird die IHK niemals zulassen, das könnte ja Konkurrenz bedeuten.
Das kostet? Wer solls bezahlen?
Nachträgliche Ausbildungsprüfung? Keine Ahnung, 150-300 EUR? Irgendwie so um den Dreh.
Bei Ärzten ist das sicher teurer, keine Frage, aber andererseits wird der Arzt dann in Zukunft aufgrund seines höheren Verdiensts das mit seinen Steuern in kürzester Zeit wieder wettmachen. Ich zahl das gerne wenn ich dafür dann vielleicht einen Arzt finde, der auch am Wochenende arbeitet.
Genau die Altenpflege mal wieder. Hier kann man die Neuankömmlinge für das miese Gehalt sicherlich abladen. Mal schauen wie lange die das mitmachen bis auch sie hier dann Ansprüche stellen.
Warum sollten sie denn keine Ansprüche stellen dürfen?
Gibt es dafür irgendeinen Grund außer Sklavenhaltermentalität?
Wer hier gute Arbeit leistet, darf auch Ansprüche stellen.
Was die Qualifikation der "Flüchtlinge" betrifft sieht das Frau Nahles aber ganz anders.
Nö. Die sieht das genau wie ich:
„Meist fehlen die Deutschkenntnisse, aber auch anderes.“ Nahles: „Nicht alle, die da kommen, sind hoch qualifiziert. Ganz klar, das ist nicht so. Der syrische Arzt ist nicht der Normalfall.“ Zwar sei sie überzeugt, dass es gelingen werde, die Erstversorgung der Flüchtlinge zu gewährleisten. Doch für den Arbeitsmarkt ist Nahles skeptisch. Man brauche in den meisten Fällen „ergänzende Qualifizierung“, in vielen Fällen aber auch erst „eine grundständige Ausbildung“.
Deutschkenntnisse müssen das erste sein, was vermittelt wird. Das kostet uns natürlich erstmal Zeit und Geld.
Danach muss man sich anschauen, welche Ergänzungsqualifikationen ggf. notwendig sind, um dem syrischen Arzt / Automechaniker / Klempner eine Einstiegstätigkeit in seinem Beruf zu ermöglichen.
Wie viele Leute dann wirklich eine komplette Ausbildung benötigen, weiß wohl keiner. Aber wenn ich die Wahl habe, unsere deutschen Jugendlichen mit ihrer Aufmerksamkeitsspanne von 20 Sekunden bevor sie wieder auf twitter von ihrer Karriere bei DSDS träumen, in die Handwerksausbildung zu schicken, oder einen Neuankömmling, der das zu schätzen weiß und sich hier eine bodenständige Existenz aufbauen möchte, ist die Ausbildung für unsere Jugendlichen im Vergleich rausgeschmissenes Geld.