Ich dachte mir, ich erzähle mal vom Stand der Dinge bei uns in den Hotels.
Man liest ja allenthalben, dass der Finanzminister die Bazooka rausholt und "whatever it takes" die Unternehmen gerettet werden etc.
Nur, wie sich das konkret vor Ort auswirkt, ist wohl den wenigsten so ganz klar.
Erstmal die gute Nachricht:
Ja, nach allem, was ich bisher sehen kann, werden wir die Krise finanziell überstehen.
Mit den bereits in Aussicht gestellten Maßnahmen können wir unsere Rechnungen bis Ende des Jahres bezahlen, wenn es noch länger dauert, muss man sehen, was sich noch so ergibt, aber im Zweifelsfall haben wir auch noch eigene Reserven.
Konkret mal am Beispiel eines einzelnen Betriebs.
Hotel, knapp 100 Zimmer, knapp 40 Mitarbeiter, Jahresumsatz Pi mal Daumen 2,5 Mio.
Das Personal ist in Kurzarbeit, der Betrieb ist geschlossen.
Personalkosten fallen also nicht an, der Staat übernimmt das.
Die Mitarbeiter erhalten natürlich effektiv nur 60% vom bisherigen Gehalt, Minijobber (450-EUR-Kräfte) gehen leer aus.
Der Betrieb hat natürlich eine Menge Schulden, hier ein Leasing, dort eine Immobilienfinanzierung, etc.
Für die meisten Leasings haben wir eine Aussetzung der Raten zunächst für 3 Monate vereinbart.
Für die meisten Kredite erhalten wir wohl jedenfalls eine Aussetzung der Tilgung für ein Jahr.
Das bedeutet z.B. bei einem Kredit, der 2% Zinsen und 4% Tilgung hat, dass die laufenden Kosten um zwei Drittel sinken.
Strom, Wasser, Gas etc. laufen natürlich weiterhin, aber die Rechnungen dürften natürlich auch deutlich niedriger ausfallen, wenn das Haus leer steht.
Lieferungen gibt es natürlich keine mehr, Wäsche, Lebensmittel, etc.
Alles in allem fahren wir die Kosten für den Betrieb vielleicht auf 30-40K im Monat runter, solange Stillstand herrscht.
Je länger der Stillstand dauert, desto billiger wird es, weil manche Sachen natürlich anfangs noch laufen, später dann greifen.
Gerade im ersten Monat sind die Kosten noch deutlich höher, eher so im Bereich 70-80K.
Ich gehe davon aus, dass wir bei einem Stillstand bis Ende des Jahres am Ende vielleicht 300-400K Verlust haben.
Die KfW bietet nun zunächst ein Darlehen an, das wir auf der Basis der Zahlen von 2019 beantragen können, und das weniger streng geprüft wird als normal.
Konditionen: 1% Zinsen, 5 Jahre Laufzeit, davon ein Jahr Tilgungsfrei.
Maximale Höhe: z.B. 25% des letzten Jahresumsatzes.
Damit können wir also den Verlust überbrücken.
Problem: Wir haben dann 400K Schulden, die wir innerhalb von 4 Jahren zurückzahlen müssen (weil im ersten Jahr tilgungsfrei).
Woher wir 100K im Jahr haben sollen, wenn das Geschäft nach Corona sicherlich langsamer wieder anläuft, steht noch in den Sternen.
Aber das sind die Probleme für morgen
Für den allerersten Schock gibt's obendrein noch 30K Soforthilfe, das ist immerhin geschenktes Geld, das wir nicht zurückzahlen müssen, das reicht also für die ersten zwei Wochen.
Alles in allem, wir schaffen das™, aber die ganz große Bazooka sehe ich da noch nicht.
Für viele Unternehmen werden die Schulden, die da jetzt gemacht werden, später nicht zu stemmen sein.
Insofern darf man sich wohl darauf einstellen, dass dem jetzigen Schulden-Machen später auch ein umfangreiches Schulden-Stunden oder Schulden-Erlassen folgen wird.