@1miau
Woher weißt du, dass der Schwedische Weg bei uns nicht funktioniert hätte?
Hundertprozentig nachweisen ist bei nicht stattfindenden Ereignissen (meist) tatsächlich in vielen Fällen schwer. Man kann aber anhand der vorliegenden Daten aus Schweden und dessen Nachbarländern unter Betrachtung der relevanten Faktoren für eine Übertragung nach Deutschland evaluieren, was die schwedische Strategie bei einer Anwendung in Deutschland aller Vorraussicht nach verursachen würde.
Das daraus ermittelte Ergebnis sollte mit Einvernehmen in der Tendenz akkurat sein.
Gibt es einen statistischen Vergleich zwischen Schweden und einen vergleichbaren Land?
Tatsächlich gibt es den, auch wenn selbst der Vergleich demographisch ähnlicher Länder ebenfalls nicht 1:1 übertragbar ist aber eine gute Annäherung bietet.
Das hatte ich vor ein paar Monaten schon einmal
hier zusammengefasst:
Später nahm ich noch Dänemark hinzu, was aber nur bedingt vergleichbar ist:
Man könnte auch noch Dänemark hinzunehmen, wobei hier die Bevölkerungsdichte größer ist und eine direkte Grenze zu Deutschland besteht.
Aber selbst bei Dänemarkt als Vergleich wären die Zahlen für Schweden immer noch knapp das 4-Fache:
Alle Daten aus:
https://coronavirus.jhu.edu/data/mortalityÜbertragen wir die schwedische Strategie nun einmal auf Deutschland, kommt zusätzlich das Problem hinzu, dass Deutschland mit seiner zentralen Lage in Mitteleuropa eine für die Pandemie nachteiligere Lage als Schweden in Skandinavien besitzt.
Die Bevölkerungsdichte ist in Deutschland knapp 10x höher als in Schweden, was die Ausbreitung von Infektionen vereinfacht. Insbesondere dieser Faktor lässt in Deutschland gegenüber Schweden eine gesteigerte exponentielle Ausbreitung erwarten.
Und dann noch der Vorteil Schwedens, dass die Regierung sehr hohes Vertrauen genießt. Das führt dazu, dass die Empfehlungen öfter befolgt werden als in einem Land, welches der Regierung weniger positiv gegenübersteht. Wenn sich viele an die freiwilligen Maßnahmen halten, hat das für Leute, die sich im Zweifel eher nicht an den Maßnahmen beteiligen, zusätzlich eine Vorbildfunktion, dass diese es doch machen. Oder sagen wir so: je weniger Leute sich an die freiwilligen Maßnahmen halten, desto weniger dringend erscheint es für andere, sich noch dran zu halten. Diese Dynamik sollte man nicht unterschätzen.
Schließlich bedeutet "freiwillige Maßnahmen" halt auch, dass der Eindruck einer nicht unbedigten Notwendigkeit entsteht, die Maßnahmen sind ja freiwillig...
Dadurch sind die Zahlen in Schweden halt so hoch, wie sie sind.
Und wie hier schon mehrfach gelesen, würden sich einige bereits aus Prinzip nicht an freiwillige Maßnahmen halten.
Es gibt nach einer sorgfältigen Analyse der verfügbaren Informationen für mich schlicht keine rationale Grundlage, anzunehmen, dass die schwedische Variante in Deutschland funktionieren würde. Ganz im Gegenteil: die vorliegenden Gründe sprechen sehr deutlich dafür, dass diese Strategie für Deutschland deutlich ungünstiger ausgehen würde. Es gibt keinen einen gewichtigen Grund, der dafür spricht, dass eine Regelung basierend auf Freiwilligkeit in Deutschland besser funktionieren würde als in Schweden, während viele gewichtige Gründe dagegen sprechen.
Mein Bekannter hatte sicherlich davor schon Probleme die man nicht sehen wollte/konnte aber im Nachhinein deutete alles auf Vereinsamung hin.
Ob das nun am Lock down lag oder nicht, kann ich nicht sagen aber ich glaube zu wissen, dass es seine Entscheidung beschleunigt hat. Jeder Tag mehr mit Ihm auf dieser Welt wäre wertvoll gewesen.
Ich finde nur interessant, dass du in diesem Fall sagst, dass er vermutlich sowieso Suizid begangen hätte und die 85 jährige Omi mit Übergewicht und Lebenslange Kettenraucherin (der Ihr Leben übrigens genauso wertvoll ist) geschützt werden muss.
So bedauerlich das ist, aber eine "Schuld" des Lockdown ist da sehr weit hergeholt. Wenn wir hier die Kausalität aus rechtlicher Sicht betrachten, sehe ich zuerst einmal die folgenden Möglichkeiten:
- Dass diese vermutete Ursache "Lockdown" hinter andere Ursachen zurücktritt (was qwk im Grunde bereits beschrieben hat).
- Dass abzuwägen ist, ob es der Person möglich und zumutbar war, die vermutete Ursache "Lockdown" einfach zu kompensieren und daher nicht Einschränkung genug ist, dass sie einen Suizid kausal hervorrufen könnte. Auch im Lockdown sind genügend Aktivitäten möglich, die Einsamkeit vorbeugen können. Es war ja nicht so, dass die Haustüren der Leute wochenlang zugenagelt worden wären inklusive Abschneiden der Leute von der Außenwelt.
Treffende Vergleiche wären hier z.B. Fluglärm bei Westwind, weil die Wohnung bei dieser Windrichtung im Anflugsgebiet eines Flughafens liegt und die Frage, ob eine Person sich durch anhaltenden Fluglärm umgebracht hat oder ob es ihr zuzumuten wäre, umzuziehen oder Schallschutzfenster einzubauen.
Hiergegen steht dann zusätzlich, ob der Lockdown zu verantworten ist, um dadurch Infektionen und mit diesen verbundene Schäden entstehen.