Laien-Politiker stimmt bei einem Berufs-Politiker nicht ganz.
Ich habe die Formulierung schon ganz bewusst gewählt.
Unsere Politiker sind sicherlich in dem Sinne Profis, als sie den lebenslangen Beruf "Politiker" gewählt und sich ggf. auch dafür qualifiziert haben (i.d.R. über ein Jura-Studium). Insofern sind sie keine Amateure.
Laien sind sie aber dennoch, und zwar im Gegensatz zum "Experten-Politiker", welcher über fachspezifische Expertise in seinem Bereich verfügt.
So sind unsere Verteidigungsminister selten Generäle, unsere Gesundheitsminister selten Ärzte, unsere Agrarminister selten Landwirte und unsere Finanzminister in aller Regel keine Steuerberater.
In diesem Sinne haben wir somit "professionelle Laien-Politiker", was im Übrigen einen bewussten Gegenentwurf zu früheren Versuchen darstellt, bei denen bspw. das Verteidigungsministerium regelmäßig von Militärs besetzt war (das ist historisch gesehen selten gut gegangen).
Ebenfalls haben wir keine Expertenregierung im Sinne einer platonischen Philosophenherrschaft.
Zur Belohnung winkt anschliessend ein Lukrativer Vorstandsposten
Wieso "anschließend"? Den gibt's auch vorher gerne mal, wobei Vorstandsposten eher unattraktiv sind, da geht man lieber in den Aufsichtsrat (weniger Arbeit, keine Verantwortung).
so etwas ist halt Korruption.
Gelegentlich.
Andererseits ist es bei der Gründung der Bundesrepublik bewusst so vorgesehen worden, dass auch Berufstätige in die Politik gehen dürfen, ohne hinterher den Anschluss an das Berufsleben zu verlieren.
Das kann man anders regeln, führt dann aber zu einer endgültig entrückten Polit-Elite.
In diesem Sinne ist die Verquickung von Wirtschaft und Politik in Deutschland gewollt und soll im Prinzip "Bürgernähe" bringen.
Ob das sonderlich gelungen ist, sei mal dahingestellt.
der Bundesgesundheitsminister [...] Ein Mediziner müsste diesen Job machen.
Ich sehe nicht, inwiefern ein Mediziner sonderlich qualifiziert für den Job wäre?
Vielleicht ein langjähriger Klinikumsleiter, der hat dann Erfahrung in der Verwaltung, aber ein normaler Arzt?
Es fehlt einfach an der Qualifikation, die bringt letzten Endes nur ein altgedienter Bürokrat mit.
Gegenargument: Eine Physikerin (Dr. Merkel) denkt nur in Exponentialkurven.
Ich kenne zwar Merkels spezifische Fachrichtung nicht, aber in der Physik erlebst du so ziemlich alles an Kurven, was du dir vorstellen kannst
Wie oft wurde hier mit Exponentialkurven und dem R-Wert argumentiert? Ist doch alles falsch!
Wie kommst du zu der Annahme, das wäre alles falsch?
Das Stimmvieh ist nicht den Lobbyisten gegenüber haltlos ausgeliefert
Nach meiner Erfahrung schon.
Das beste Beispiel ist IMHO die DSGVO.
Gut gemeint, juristisch faszinierendes Neuland, politisch an sich ein großer Wurf.
Von Lobbyisten derartig verwässert, dass sie den Bürger, der eigentlich geschützt werden sollte, den Interessen der großen Datenkraken nur umso hilfloser ausliefert (die Lobbyisten wussten einfach, dass wir sowieso immer "ich stimme zu" anklicken, nur unsere Politiker haben das nicht begriffen).
Die Medien hatten da ihre Hand allenfalls insoweit im Spiel, als sie selbst die Finte der Lobbyisten nicht erkannt, und deutlich genug davor gewarnt haben.
Lobbyisten sind einfach die besseren Politiker, das muss man neidlos anerkennen.
Ist auch insofern kein Wunder, als sie mit wesentlich mehr Zeit, Geld und anderen Ressourcen einen wesentlich überschaubareren Aufgabenbereich abdecken.
Lügenpresse und die versagt haltlos leidet grade unter Gesichtsverlust. Und das führt uns gradewegs in die Filterblase.
Äh, die klassische Medienwelt ist eigentlich unsere letzte Verteidigungslinie gegen die Filterblasen.
Die Filterblasen entstehen, weil wir uns nurmehr im Keyword-getriggerten Mikrokosmos unserer primitivsten Clickbait-Anreize verlieren.
"Klassische" Presse zu konsumieren, bedeutet eigentlich immer, sich auch zumindest minimal außerhalb der eigenen Komfortzone zu informieren.
Ja toll gemacht die Medien haben mit ihrer Gleichschaltung versagt.
Ich finde die Vorstellung einer gleichgeschalteten Presse in Zeiten, in denen du dich weltweit aus verschiedensten Privatmedien informieren kannst, nachgerade lächerlich.
Nie war diese Vorstellung so, mit Verlaub, dämlich wie heute.
Früher™, damals, als alles noch besser und die Welt noch schwarz-weiß war, hatten wir nur drei Fernsehsender und eine Regionalzeitung.
Heute lese ich Spon, die Wapo, gelegentlich Bild, FAZ, Welt (naja, nur wenn ich masochistisch veranlagt bin), konsumiere bitcointalk, und habe ungefähr drölftausend Fernsehsender, von denen sogar der eine oder andere sowas wie brauchbare Nachrichten liefert. Und wenn mir das nicht reicht, kann ich mir bei Alex Jones meine Dosis Hass holen, um hinterher bei John Oliver zu entspannen. Achja, und die AZ lese ich gelegentlich.
Ganz ehrlich, vor 20 Jahren wäre eine solche Medienvielfalt für einen Normalsterblichen nahezu undenkbar gewesen, da hätte man schon selbst in einer Bibliothek arbeiten müssen.